Der Mythos von Phaeton und seiner Fahrt im Sonnenwagen ...
steht im Hintergrund und im Mittelpunkt zweier Romane, die die Alltagswelt und die Welt der Mythen verbinden. „Janni und die Sonnenpferde“ ist ein Kinderbuch, das spannend und unterhaltsam in die Mythologie einführt; „Sonnensohn und Schattenbruder“ richtet sich an Kenner und Liebhaber des griechischen und römischen Götterhimmels.
Hier ist der Phaeton-Mythos nacherzählt, mit gewissermaßen offenem Ende ...
„Mutter, sie haben mich ausgelacht.“
Traurig kam einst der Junge Phaeton heim.
„Mutter, sie haben mich ausgelacht.
Sie sagen, ich hätte ja gar keinen Vater.“
Die Mutter nahm ihn in die Arme. Er aber wehrte sich.
„Mutter, sie haben mich ausgelacht,
und Mutter, sie haben ja recht.
Du hast nie gesagt, wer mein Vater gewesen ist.
Aber heute, Mutter, muss ich es wissen.“
„Sohn, sie sind dumm, wenn sie lachen“,
antwortete Phaetons Mutter. „Dein Vater, mein Sohn,
ist größer, als sie verstehen. Ein Gott,
mein Sohn, ist dein Vater, der Sonnengott selbst,
der strahlende Phoibos Apollon. Es ist nicht weise,
darüber zu reden.“ Phaeton vernahm
die Antwort mit Staunen,
es fiel ihm schwer, sie zu glauben. „Wo finde ich ihn?“,
fragte er. „Er soll es mir selber sagen.“
Phaeton machte sich auf und stieg hinauf
zum Olymp, wo in goldenen Ställen die Pferde des
Sonnengottes nach ihrer Himmelsfahrt
ruhten. Im Wagen lag der Sonnenball,
Tag um Tag fuhr ihn der Gott, um den Menschen
von Hellas Licht und Wärme zu spenden.
Der Gott trug noch die Strahlenkrone,
er war auf dem Weg in seinen Palast,
als er den Jungen bemerkte und – still stand.
„Phaeton?“, rief er staunend. „Phaeton,
bist du es, mein Sohn?“ - „Bin ich es, Vater?“, fragte
der Sohn. Aber er ließ sich umarmen.
„Wie kannst du fragen, fühlst du es nicht?“
„Vater, wenn du es bist, so gewähre
mir eine Bitte.“ „Jede!“, rief da der Vater und schwor,
sein Wort nicht zu brechen. „Vater“,
sprach Phaeton, „einen Tag lang gib mir
deinen Wagen und deine Pferde.“
Da schrie der Gott laut. „Ach, wehe!“
„Vater, du hast es versprochen.“ Apollon
rang die Hände. „Wie war ich dumm! Phaeton, höre:
Der Wagen, die Pferde – es wär dein Verderben.“
„Vater, du hast es versprochen.“
„Und wenn du fehl fährst“, sprach Apoll, „wird Zeus,
mein Vater, der König, dich schlagen.
Tief wirst du fallen.“ – „Ich will es wissen“,
sprach Phaeton. Da ließ ihn der Vater fahren.
Und alles kam, wie es kommen musste,
und endet in ewiger Trauer ...
Die Romane werden in den Untermenüs in Fortsetzungen veröffentlicht. Lesen Sie mit, und wenn es Ihnen gefällt, empfehlen Sie die Lektüre weiter. Besonders freut sich die Autorin über Rückmeldungen ...