Veröffentlichung
Wenige Mädchen (und Frauen) werden in der Bibel mit ihren Namen genannt; die meisten Mädchen kommen gar nicht in den Blick, weder zu Wort noch zur Erwähnung. Und doch müssen sie dagewesen und dabei gewesen sein; immer und überall und mittendrin. Sie haben die Jungen und die Männer gekannt, von denen die Bibel erzählt. Sie haben sie geliebt und bewundert, gefürchtet und gehasst. Sie haben sich ihr Teil gedacht. Sie haben mitgemacht, beraten, getröstet, gestärkt. Recht und Unrecht getan; Recht und Unrecht verhindert. Schade angerichtet und Schaden wieder gut gemacht. Herz und Seele gegeben, gezweifelt, geglaubt. An Götter, an das Gute, an Gott. – Es wird Zeit, die Bibel aus ihrer Sicht zu erzählen.“
Die erste Bibel für Mädchen von Mädchen und Frauen aus der Bibel – eine verblüffend neue Sicht auf die biblische Geschichte der Menschen mit Gott.
Ein faszinierender und spannender Einblick in die Welt der Bibel – aus der Sicht von Mädchen und Frauen!
Einen Witz …
… darf man nicht erklären. Das ist nicht lustig. Ein Witz, den man erklären muss, taugt nichts. Eigentlich sollte man auch eine Erzählung nicht erklären. Literatur nicht und auch sonst keine Kunst. Es handelt sich um Spiele mit Intuition und mit Wirkung. Sie wirken – oder wirken nicht.
Jedoch …
… seit dem Erscheinen der Mädchenbibel fragt man mich nach Erklärungen. Warum hast du sie geschrieben? Warum hast du sie so geschrieben und nicht anders? Was hast du dir gedacht? Was willst du erreichen. Und wen?
Vielleicht drängen sich diese Fragen deshalb auf …
… weil es um Mädchen geht – ein Gender-Thema – ein feministisches?
… weil ich mit einer Vorlage gearbeitet habe, und zwar nicht mit irgendeiner, sondern mit einer sehr gewichtigen, sehr kontroversen, heilig und unheilig, je nach Position. Bibel.
… weil ich selbst eine Doppelrolle habe. Erzählerin. Religionspädagogin. Da nimmt man mir das rein Intuitive nicht ab. Und ich mir selbst, wenn ich ehrlich bin, auch nicht so ganz.
Also dachte ich, ich sollte doch ein paar Antworten geben …
… und als ich sie suchte, fand ich sie. Die Arbeit an der Mädchenbibel war zunächst ein Spiel. Ein Abenteuer: Mal sehen, wohin es führt! Aus einer ersten Mädchengeschichte wurden mehrere, und endlich entstand die Vision: Das könnte man quer durch die Bibel so angehen. Johann Hinrich Claussen hat eine „Fluchtbibel“ vorgelegt, warum nicht ich eine „Mädchenbibel“?
Im Probieren …
… hat sich herauskristallisiert, worauf ich achten will. Ich kann jetzt sagen …
… was mein Schlüssel ist: Mädchen der Bibel erzählen selbst, tagebuchartig, mit „ich“. Notiert werden kurze Abschnitte. Texte als Einladung zum Mitgehen, Mitdenken, zur Spurensuche.
… was mein Stoff ist: die großen Erzählungen der Bibel. Fragen nach Gott, Gerechtigkeit, Lebens-Würde und Glaub-Würde.
… wer meine Figuren sind: Mädchen ohne Namen. Sie sind Mägde, Schwestern, Gefangene. Sie leben im Privaten, im Alltag, in Beziehungen, mit Wünschen und Hoffnungen, Fragen und Aufgaben …
… und was meine Idee: Diese Mädchen erleben das ‚große‘ Geschehen, von dem an der Oberfläche der Geschichten die Rede ist, von innen und unten, gebrochen und subjektiv. Sie ziehen es in ihr Privates – dahin, wo auch wir stehen, meine Leserinnen und ich.
Diese Mädchen helfen und hoffen, lieben und hassen, sorgen und planen, sind glücklich und unglücklich, gefangen und frei. Dabei bieten sie ihren Leser:innen jede Menge Identifikationspotenzial.
Gleichzeitig betrachten sie fragend und mit Abstand Das ‚große‘ Geschehen betrachten sie fragend und mit Abstand. Ihre Meinungen und Fragen teilen sie mit. Sie geben den Leser:innen nachhaltige Einblicke in das Werden einer Religion, die wir heute Christentum nennen.
Weitergedacht:
Vielleicht ist gerade dies ein Problem der Bibel in der Gegenwart? Dass sie von „hohem“ Personal und großen Themen handelt (genus grande) – während sich der Alltag im Kleinen bewährt (genus humilis)? – Wobei dies eigentlich nur die halbe Wahrheit ist!
Denn: Ist die Bibel nicht insgesamt viel privater, viel mehr humilis als andere alte Erzähltraditionen? Man denke an Sagen und Legenden – oder auch die traditionelle Geschichtsschreibung: Große Namen, Abenteuer, Bewährungsproben, Kriege und Schlachten.
Ist demgegenüber der biblische Gott nicht (auch) ein Gott der kleinen Leute? Vor allem Jesus (aber nicht nur?) – Kann es sein, dass die Auswahl der Geschichten, an die wir uns gewöhnt haben, und die Art, wie die Akteure herausgestellt werden, Abraham, Mose, Elia, einseitig ist gegenüber einer eigentlich viel vielfältigeren Bibel?
Sind es vielleicht gerade meine ungenannten Mädchen, die eine andere Seite der Bibel und biblischer Religion ans Licht heben, eine, die durchaus da ist – und die für die Heutigen neues Gewicht hat? Ja, braucht es tatsächlich die Mädchenbibel!? Um die Bibel vollständiger kennenzulernen und sie anschlussfähig zu machen an Heute und Hier?
Und nochmals zum Gender-Thema
… in der Bibel: Wie es öffentliches und privates Leben gibt, so gibt es auch öffentliche und private Religion. In der Bibel steht die öffentliche im Mittelpunkt – und mit ihr Männer und ein männlicher Gott. In der Bibel scheint aber auch private Religion durch, getragen von Frauen. Die Sache mit dem Hausgott. Gebete um Schutz, Heilung, Essen und Trinken. Sorgen um Geburt, Leben und Tod. Ja, sie scheinen durch. Die Mädchenbibel hebt sie ins Licht.
… im Hier und Heute: Eine Kollegin sagte mir: Wenn ich Kinder bitte, mir biblische Gestalten zu nennen, nennen sie Männer. Auf Nachfrage auch hin und wieder Maria. Wieso nicht mehr? Wieso nicht halbe-halbe?
Interessant ist dazu eine Randbemerkung, die ich in einer Studie fand: 10-jährige Kinder nennen zuallererst Mose, Noah, Jesus. Am Ende einer Liste von 15 Namen steht Rut. Als einzige Frau. Sie hat ein paar Nennungen – und alle sind von Mädchen!
Rut ist eine Frau des Alltags, keine der hohen Politik. Eine, die dennoch (!) einen Namen hat! Mädchen reagieren positiv, das sagt mir das Beispiel, auf weibliche Identifikationsfiguren. Ich denke: ob mit oder ohne Namen. Meine Mädchenbibel macht hier ein passendes Angebot.